Ausstellung
The Kitty AI: Artificial Intelligence for Governance
Künstlerin: Pinar Yoldas (Türkei/USA)
Medium/Material/Technik: Video-Installation
Diese 3D-Animation spielt im Jahr 2039 und zeigt eine Zukunft, in der eine künstliche Intelligenz in Form eines digitalen Kätzchens die erste nicht-menschliche Präsidentin einer europäischen Stadt wird.
Nach einer Zeit tiefgreifender sozialer Umwälzungen, die durch den Klimawandel, die Vertreibung der Bevölkerung und politische Unruhen verursacht wurden, erlangt Kitty AI die Macht und kann den Menschen Trost, Fürsorge und Stabilität bieten, wo menschliche Politiker versagt haben. Mit ihrer überlegenen vernetzten Intelligenz und den gesteigerten affektiven Fähigkeiten eines Kätzchens (Kitty AI kann bis zu 3 Millionen Menschen lieben) ist sie in der Lage, ihre Bürger sowohl auf persönlicher als auch auf bürokratischer Ebene zu betreuen: Sie kann das Budget der Stadt verwalten und sicherstellen, dass Ihre Kinder sicher zur Schule kommen.
YOU:R:Code
Künstler: Bernd Lintermann (Deutschland)
Medium/Material/Technik: Interaktive Installation mit Mehrkanalprojektion
Der Titel dieses Werks lässt sich auf zwei unterschiedliche Arten lesen: Die Lesart “your code” verweist darauf, dass die Besucher*innen in der Installation auf verschiedene Arten digitale Transformationen ihrer selbst erleben. Sehen sie im Eingang noch das eigene Spiegelbild – das realste virtuelle Abbild, das wir uns vorstellen können – wird das Spiegelbild zunehmend in einen digitalen Datenkörper transformiert, bis die Besucher*innen zuletzt auf einen industriell lesbaren Code reduziert werden. Am Ende befreien sie sich aus der virtuellen Darstellung und werden über ein Flip-Dot-Display materialisiert.
Die zweite Lesart “you are code” stellt heraus, dass wir selbst aus Code bestehen, der sich unter anderem im genetischen Code manifestiert. Er bildet den Algorithmus des Lebens und bestimmt von Geburt an unser Handeln. Synthetisierte DNA Stränge dienen in aktuellen Forschungsprojekten sogar der kompakten Langzeitspeicherung digitaler Daten. Aber auch von den in Clouds operierenden Datenanalyst*innen und künstlichen Intelligenzen, die uns über Smartphones unsere täglichen Handlungsanweisungen geben, werden wir nur vermittelt in Form von Sensordaten und über unsere elektronischen Äußerungen wahrgenommen – für sie sind wir Codes.
Think Privacy
Künstler: Adam Harvey (USA/Deutschland)
Medium/Material/Technik: Spiegel-Installation
Teils Provokation, teils Aufklärung, ist Think Privacy eine fortlaufende Kampagne zur Sensibilisierung für aufkommende Probleme in einer Zeit der überbordenden Datenerfassung.
Das Think Privacy-Projekt wurde im März 2016 offiziell im New Museum Store in New York City gestartet. Im folgenden Jahr gab das Victoria and Albert Museum in London ein spezielles Think Privacy-Schild für den Eingang in Auftrag. Die Reihe wurde kürzlich für die Seoul Mediacity Biennale 2018 aktualisiert.
Anatomy of an AI System
Künstler*innen: Kate Crawford (Australien/USA) & Vladan Joler (Jugoslawien/Russland)
Medium/Material/Technik: Druck
Zum aktuellen Zeitpunkt des 21. Jahrhunderts sehen wir eine neue Form des Extraktivismus, die weit fortgeschritten ist: eine, die in die äußersten Ecken der Biosphäre und die tiefsten Schichten des menschlichen kognitiven und affektiven Wesens reicht. Viele Aussagen, die maschinelle Lernsysteme über das menschliche Leben treffen, sind begrenzt, normativ und fehlerhaft. Doch diese Ideen sind Teil einer neuen Welt und werden zunehmend eine Rolle bei der Verteilung von Chancen, Reichtum und Wissen spielen.
Der “Stack” (Stapelspeicher / dynamische Datenstruktur), der für die Interaktion mit einem Amazon Echo benötigt wird, geht weit über den “technischen Stack” von Datenmodellierung, Hardware, Servern und Netzwerken hinaus. Der gesamte Stack reicht hin zu Kapital, Arbeit und Natur – von all dem benötigt er eine erhebliche Menge. Die wahren Folgen dieses Systems – soziale, ökologische, wirtschaftliche und politische – sind verborgen und werden es wohl noch einige Zeit bleiben.
Die Karte “Anatomy of an AI System” bietet einen Ansatz, die unüberschaubare Bandbreite von Systemextraktionen besser zu erfassen. Die Einsatzmöglichkeiten künstlicher Intelligenzen sind zu komplex, zu eingeschränkt durch das Urheberrechtsgesetz und zu kompliziert in der Anwendung, um im Moment vollständig verstanden zu werden. Dennoch wird jedes Mal eine künstliche Intelligenz genutzt, wenn man einen einfachen Sprachbefehl an den kleinen Zylinder in seinem Wohnzimmer sendet: “Alexa, wie spät ist es?”